Die Geschichte der Bäckerei Diener
Vor 1910 bestand schon im Oberdorf eine Bäckerei bei Krahl (Neudorfer Straße – letztes Haus links). Sie hatte mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen, weil viele Einwohner selbst Brot in ihren Backöfen buken.
Außerdem hatte der Mühlenbesitzer Weise zeitweise die Backerlaubnis. (siehe Geschichte der Mühle)
Es war also gewagt, in Sagar eine neue Bäckerei zu gründen. Dies aber tat Herr Moritz Diener. Er wurde am 3.8.1885 als Sohn des Mühlenbesitzers Adolf Diener in Quolsdorf, jenseits der Neiße, geboren.
Moritz Diener arbeitete von 1903 bis 1910 bei Bäcker Oswald Wieland in Weißkeissel (heute Backwarenverkaufsstelle). Er wollte sich aber selbständig machen und pachtete ein Ruinengrundstück in Sagar von einem gewissen Noack, welches er später kaufte und mit Hilfe eines Kredites der Obermühle (jetzt Krauschwitz) darauf eine Bäckerei erbaute.
Am 2.9.1910 bestellte er die erste Kohle bei der Firma Dahms in Weißwasser. Noch wohnte er in Weißkeissel, eröffnete aber am 1.10.1910 das Geschäft in Sagar. Plötzlich kündigte die Obermühle den Kredit. In seiner Not suchte der Bäcker den Besitzer der Vierradenmühle in Görlitz auf, der den Kredit übernahm und somit das Geschäft rettete. Hier mag eine Beziehung der heimatlichen Mühle in Quolsdorf mit der Görlitzer bestanden haben. Bis 1914 ging es langsam aufwärts mit dem Geschäft. Unter anderem wurden Nachbarorte beliefert, z.B. die Gastwirtschaft in Neudorf an der damals wichtigen Rothenburger Straße.
Während des I. Weltkrieges wurde dann den Dieners jedes Brot geradezu aus den Händen gerissen. Das Foto zeigt die Bäckerei etwa 1917.
Nach dem Kriege normalisierte sich die Lage wieder. Der Brotabsatz wurde durch Fahrten mit dem Brotwagen nach Keula, Lugknitz und anderen Orten gesteigert.
Moritz Diener (1938) Bis 1944 führte Moritz Diener seine Bäckerei. Sein Sohn Max sollte sie einmal erben. Der andere Sohn, Herbert, betrieb schon eine Bäckerei in Lugknitz. Plötzlich änderte sich alles. Der Senior erlag 1944 einem Schlaganfall, Max fiel an der Front.
Auch Herbert war Soldat und kam erst 1947 wieder nach Hause. In der Zwischenzeit mussten sich die Frauen der Familie zusammen mit Hilfskräften durchkämpfen. (Herr Seidel, dann kurzzeitig der Beinamputierte Herr Bräuer, noch später und viele Jahre Herr Weiche) Im Jahre 1947 übernahm Herbert Diener die Bäckerei und führte es bis 1979. Im Geschäft wurde auch andere Dinge des täglichen Bedarfs verkauft.
Von 1979 bis 1984 buk Herr Diener nur noch Brot, dass er an zwei Tagen in der Woche im Hof verkaufte. Im Laden wurde dann vom Konsum ein Getränkeladen eingerichtet, in dem Frau Ingrid Thamm bis 1985 arbeitete. 1998 starb Herbert Diener. 1999 verkaufte die Familie Haus und Grundstück.
Herzlichen Dank für die Informationen und Dokumente an Frau Agnes Diener.