Sagar wurde erstmals am 9.9.1366 erwähnt.
Über eine Schule wird in den folgenden Jahrhunderten nichts berichtet. Es ist anzunehmen, dass die Kinder der wenigen wohlhabenderen Eltern nach Muskau zur Schule gingen, zumal Sagar sowohl weltlich (Herrschaft Muskau) als auch geistlich (Andreaskirchengemeinde) zu Muskau gehörte. Eine eigene Schule einzurichten war auch von der Schülerzahl her nicht nötig. So zählte der Ort 1552 etwa 170 Einwohner, 1647 waren es durch die Auswirkungen des 30 jährigen Krieges nur noch etwa 85.

Im Jahre 1777, ein für die Schulentwicklung wichtiges Datum, erreichte die Zahl der Bewohner wieder rund 150 und stieg stetig weiter. Bedingt durch die damit steigende Kinderzahl und parallel dazu dem Greifen der bürgerlichen Reformen wurde eine Beschulung aller Kinder von Sagar immer notwendiger. Als 1770 in Skerbersdorf eine Schule gegründet wurde (s. Schulgeschichte Skerbersdorf), beschloss die Schulaufsichtsbehörde, d.h. der Pfarrer der Andreaskirche im Einvernehmen mit dem Standesherren von Muskau, Graf Callenberg IV., dass die Schüler aus Sagar dorthin zu gehen hätten. Manchmal kam auch ein Lehrer aus Skerbersdorf, um am Ort zu unterrichten. Oft beschwerten sich die Lehrer, besonders in den Sommermonaten, über den mangelhaften Besuch. Wurden doch die Kinder auf den Feldern und Wiesen, bei der Waldzeidlerei, weniger vielleicht bei der Pechbrennerei gebraucht.

Ab 1876 endlich erfolgte der Unterricht vollständig in Sagar. Anfangs benutzte man Nebenräume, teilweise Vorratskammern neben den Ställen, der Gehöfte Drogoin im alten Dorf und später Marko im Lug. Bei schönem Wetter soll es vorgekommen sein, daß die Schüler auf den Ästen der großen Linde bei Markos saßen. Dem Lehrer blieb dann nichts anderes übrig, als den Unterricht im Freien durchzuführen.

Um den Unterricht in provisorischen Räumen zu beenden, wurde auf der Wiese am Mühlgraben im alten Dorf ein Schulgebäude erbaut und 1881 eingeweiht.

Schnell aber zeigte sich, da zu klein gebaut worden war. Ursprünglich im Erdgeschoss für einen Hauptlehrer vorgesehene Räume baute man zu einem Klassenraum um. Auch Anbauten schufen kaum Abhilfe. So musste in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts für eine Klasse ein Raum in der ersten Etage der Gaststätte, später Schneider, gemietet werden. Hierbei kam es zu unliebsamen Vorfällen wie „Selbstbedienung“ bei Getränkeflaschen, Störung der Schank- und der wenigen Schlafgäste besonders durch den Lärm der Holzpantinen der Kinder. Eine Klage der Gastwirtschaft auf Kündigung des Mietvertrages konnte zwar abgewiesen werden, es musste sich aber grundsätzlich etwas ändern.

Alte Schule im Unterdorf vor 1927
Klassenbild vor der neuen Schule (um 1930)

Anfang der 20-er Jahre bemühte sich die Gemeinde um einen Schulneubau. Das günstigste Angebot machte der Sagarer Baumeister August Mückisch. Zudem bot er an, auf seinem Waldstück oberhalb des Teiches zu bauen. Eine Baukommission wurde gegründet, deren Namen noch über der inneren ehemaligen Haupteingangstür der neuen Schule stehen. Im Sommer 1927 war die Einweihung. Im Schulteil des Gebäudes gab es unten rechts einen Klassenraum, dahinter eine Lehrküche und im Verbindungsgang zum Wohnteil ein Lehrerzimmer, das heute zu einer Wohnung gehört. In der ersten Etage lagen zwei Klassenräume. Darüber befand sich die Aula, die durch eine Spezialtür nochmals zwei Ausweichklassenzimmer lieferte. Der Wohnteil bestand aus der Hausmeisterwohnung, zwei großen Wohnungen für verheiratete Lehrer und eine kleine für ein lediges Fräulein. Unterm Dach waren die Zimmer der Dienstmädchen. Wie es üblich ist, wurden Zeitdokumente (Zeitungen, Geld) rechts unter der Treppe des ehemaligen Haupteinganges eingemauert.

Da nur Schüler aus Sagar die neue Schule besuchten, war das Raumproblem für etwa 40 Jahre gelöst. Von den Lehrern, die bis zum 2. Weltkrieg in Sagar unterrichteten, ist der Hauptlehrer Gerbatsch den älteren Einwohnern noch in guter Erinnerung. Er förderte den Obstbau, ging auf dem Schulgelände mit gutem Beispiel voran. Er ließ Maulbeersträucher pflanzen und züchtete mit den Schülern auf dieser Grundlage Seidenraupen.

Letzteres wurde noch bis Ende der 50- er Jahre u.a. auch vom Autor weitergeführt.
Als die erste Turnhalle aus Barackenteilen des ehemaligen provisorischen Gasthauses auf dem Schulhof errichtet wurde (Initiator Gerhard Tillack), mussten 1960 die meisten Maulbeersträucher weichen. Während des Krieges zog man die männlichen Lehrer ein.

Ende 1944 verblieb nur noch Frl. Beck. Sie gab vor Weihnachten 1944 die Vorräte der Kochküche, hauptsächlich Obstgläser, an die Schüler aus. Im Januar 1945 wurde die Schule nicht wieder geöffnet. Im Verlauf des zweiten Halbjahres versuchte Frl. Beck, die von der Flucht zurückgekehrten Schüler zu unterrichten. Das Schulgebäude war größtenteils intakt. Es gab zwei Granateinschüsse. Ein Fenster im ersten Stock des Wohnteiles war zerstört, es wurde zugemauert. Das Dach über der Treppe zur Aula musste ebenfalls repariert werden. Nach wenigen Wochen entließ man Frl. Beck. Sie sei durch die Nazizeit belastet.

Um die Jahreswende 1945/46 kam der erste Neulehrer, Herr Rauchhaus, aus Halberstadt.
Es folgten Frl. Heinrich, Frl. Marko, Herr Weißflog und andere. Sie hatten es anfangs sehr schwer. Sowohl die materiellen Bedingungen, keine Bücher und Hefte, als auch die Lerneinstellung der teilweise überalterten Schüler, machten ihnen zu schaffen. Übrigens wurde Frl. Beck, die zwischenzeitlich in einem Büro gearbeitet hatte, später bis zu ihrer Pensionierung wieder als Lehrerin in Skerbersdorf eingestellt.

Anfang der 60 er Jahre machten sich wiederum bauliche Erweiterungen erforderlich. Zur schon erwähnten provisorischen Turnhalle wurden die beiden Essenräume und der erste Küchenraum gebaut. Es gab keine Baufirma. Maurer stellte die Grenzpolizei Sagar, die uns in ihrer Freizeit unterstützten. Viele Arbeiten erledigten die Lehrer selbst. So leistete z.B. der Autor an den genannten Objekten etwa 1000 Stunden an Hilfs-, Maurer- und Zimmermannsarbeiten im Rahmen des NAW, d.h. ohne jegliche Bezahlung. Dokumente zu diesen Bauten sind in einer Flasche an der Ecke der Küche Richtung Turnhalle in etwa 1,5 m Höhe eingemauert.

Als sich Ende der 60 er Jahre eine direkte Zusammenlegung der Schulen Sagar und Pechern anbahnte, erwies sich die Kapazität wieder als zu klein. Ein Schulanbau wurde vom Kreisbaubetrieb Weißwasser ausgeführt und am 3.1.1973 übergeben. Im Abnahmeprotokoll steht: „Mit Mängeln abgenommen.“ Der Fußboden war schlecht verlegt, die Fachräume 7 und 9 konnten wegen Problemen mit den Gas- und Wasserleitungen erst Jahre später voll genutzt werden. Kurz vor der Übergabe stürzte das freitragende Dach vor dem Haupteingang ab und wurde später mit Seitenwandunterstützung neu errichtet.

Im Februar 1986 riss man die alte Turnhalle ab und baute eine neue. Die Einweihung erfolgte am 12.4.1987. Das Lehrerkollegium hatte sich bis Anfang der 60- er Jahre zwischen 5 und 8 Personen bewegt. Durch den Anschluss der Schule Pechern stieg die Zahl auf über 20 an. Sie und Gastlehrer unterrichteten in 10 Klassenstufen zwischen 200 und 300 Kinder, anfangs sogar mehr. Diese kamen mit dem Schulbus aus den Neißedörfern bis Klein-Priebus und einige mit dem Fahrrad aus Weißkeissel.

Die Geschicke der Schule wurden nach 1945 geleitet von Herrn Rauchhaus (bis 1950), 
Herrn Nadebor (bis 1954), Herrn Weißflog (bis 1963), wenige Monate von Herrn Kunze, dann von Herrn Elbracht. In der Folgezeit wechselten sich die Herren Greitzke und Huschto mehrfach ab. Von 1986 bis zur Auflösung der 10-Klassen-Schule 1992 war es Herr D. Tillack. Die meisten Kollegen blieben über viele Jahre hier. Absolut am längsten, seit 1956, waren es Frau Nehrettig und Herr Noack.

Neue Schule 1927
Neue Schule 2001
Schule voruebergehend Ausbildungsstuetzpunkt, Sommer 1939
Selbstgebasteltes vor der ehemaligen Turnlaube (1934)

Die Art des Unterrichtens war Veränderungen unterworfen. Besonders vor dem 1. Weltkrieg wurden die Klassen 1 bis 4 gemeinsam beschult, die 5 bis 8 gleichfalls, wobei die Benennung genau umgekehrt war (heutige Kl.8 = frühere Kl.1). Später gab es bis Anfang der 60-er Jahre Abteilungsunterricht, wobei zwei, manchmal auch drei Klassen im gleichen Raum saßen. Der Sportunterricht umfasste Ballspiele und einfache Geräteübungen in der überdachten, sonst aber freien Turnlaube, die nicht mehr existiert. Auch auf den Fluren vor den Klassen wurde bis 1960 geturnt. Trotz dieser schlechten Bedingungen gingen gute Sportler aus der Schule hervor, z.B. die Friedensfahrtteilnehmer Mickein und Lux, der Eishockeyspieler Herzig usw.. 

Im Jahre 1992 wurde die 10-klassige Schule Sagar aufgelöst. Sie wird als Grundschule für die Kinder der Neißedörfer und teilweise aus Krauschwitz weitergeführt. Die nicht benötigten Lehrer arbeiten an Nachbarschulen, sind Rentner bzw. Vorruheständler.

Links:

Grundschule „Neißekinder“