Die Entstehung und Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Sagar / Zagor
Die enorm ansteigende Bebauung um die Jahrhundertwende und die damit zunehmende Bevölkerungszahl machte den Aufbau einer eigenen Feuerwehr erforderlich. Bis zum Zeitpunkt der Gründung musste jeder Brand durch nachbarliche Löschhilfe, in erster Linie der von Keula, Muskau und Lugknitz, gelöscht werden. Man muss beachten, dass die hilfeleistenden Wehren mit ihren Handdruckspritzen im Pferdezug anrückten.
1906 ist die Einwohnerzahl in Sagar auf 800 angewachsen. Der Gemeindevorsteher und Schneidermeister Wilhelm Kamenz forderte in einem öffentlichen Aushang alle männlichen Einwohner auf, sich am 10.09.1906 zur Statuierung einer Feuerwehr und zur Einzeichnung in einer vorliegenden Liste im Gasthaus Hartmann einzufinden. Die offizielle Gründung und der erste Dienst fand am 09.09.1906 statt.
Die gesamte Wehr bestand aus 24 Kameraden. Sagar / Zagor war somit nach Keula, Krauschwitz, Muskau, Weißwasser, Lugknitz und Gablenz die siebente Wehr im nördlichen Teil des Kreises Rothenburg. Betrug die Wehrstärke 1906 24 Kameraden, waren es 1942 schon 50 Aktive.
Mit dem Zusammenbruch des dritten Reiches kam auch der Zusammenbruch unserer Wehr. Der amtierende Wehrführer August Dutscho durfte die Funktion nicht mehr ausführen.
Laut Schreiben vom 11. September 1945 waren nur noch 19 Mann aktiv in den Reihen der Wehr.
Dies hatte zur Folge, dass fast alle alten Kameraden ebenfalls ihren Dienst quittierten. Ausbildung und Dienst wurden nur sporadisch durchgeführt. Den jungen, nach 1945 hinzugekommenen Kameraden fehlte es an Erfahrungen. Dank der kameradschaftlichen Unterstützung der Kameraden Huschto (Weißkeissel), Husse (Krauschwitz), Wille (Muskau), Huschto Günter und Noack Heinz (Sagar) begann am 09.02.1951 ein Neuanfang unter der Leitung des neuen Wehrleiters Fritz Dutschke, wurden die Grundlagen, die eine Wehr zu einem zu verlässigen Partner der Brandschtzorgange machen, geschaffen. Unter seiner Leitung wurde auch eine Gruppe junger Brandschutzhelfer gegründet.
Dem guten Ausbildungsstand ist es zu danken, daß in den letzteren Jahren aufgetretene Brände mit maximalem Effekt bekämpft werden konnten und es zu keinem Übergreifen auf nebenstehende Gebäude kam. Die Zuverlässigkeit, bei kaum noch zu zählenden Einsätzen in der Waldbrandbekämpfung gab auch mit den Ausschlag, daß unsere Wehr mit der FFw Schleife und der FFw Rietschen zum Katastrophenzug des Niederschlesischen Oberlausitzkreis gehört und bei uns ein Mercedes – Schlauchtransportwagen SW 2000 stationiert wurde.
Entwicklung der Technik und des Gerätehauses
Am 09.09.1906 stand der neugegründeten Wehr eine vor der Gründung 1904 erworbene Handdruckspritze zur Verfügung. Diese Technik wurde 1944 durch eine Motorspritze TS 8 inklusive Tragkraftspritzenanhänger TSA abgelöst. Der TSA hatte Holzfelgen und war eisenbereift. Anfang der fünfziger Jahre erfolgte der Umbau auf normale luftbereifte Räder. Das erste Zugfahrzeug für unseren TSA war ein PKW Wanderer, welcher wahlweise mit Benzin oder mit Propan – Flüssiggas angetrieben wurde und in der originalen Wehrmachtsfarbe grau / grün lackiert war.
Unser erstes original Löschfahrzeug war ein LF 8 Mercedes, dieser wurde 1936 von der Stadt Reichenbach in den Dienst gestellt. Leider musste dieses Fahrzeug Ende der sechziger Jahre außer Dienst gestellt werden. Um aus zwei alten ein nutzbares Löschfahrzeug zu machen, wurde von der Gemeinde ein Fahrzeug gleichen Typs LF 8 Mercedes in Markersdorf bei Chemnitz gekauft. Leider war auch die Freude an diesem Fahrzeug nicht von langer Dauer.
Zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft in unserem sehr großflächigen besiedelten Ort wurde uns von den zentralen Brandschutzorganen ein LF 8 Phänomen übergeben. Dieses Fahrzeug, Baujahr 1953 gebaut, war unser erstes nach dem Krieg gebautes Löschfahrzeug, das unsere Wehr aus 3. oder 4. Hand erhielt.
Es blieb bis 1988 als Einsatzfahrzeug im Dienst. In den Jahren 1993 – 1996 wurde diese LF8 Phänomen, durch die Historiker der FFw Sagar e.V., original getreu restauriert.
Bedingt durch die Häufigkeit von Waldbränden und durch die Zuverlässigkeit unserer Wehr wurde uns, anschließend, ein LF – Lkw – TS8 LO 1 800 zur Verfügung gestellt.
Dieses Fahrzeug, Baujahr 1968, wurde 1996 ausgemustert. Zur Zeit dient es, aufgrund seiner bedingten Einsatzfähigkeit, der Jugendfeuerwehr und den Kampfsportlern zur Ausbildung.
Aufgrund der schlechten Löschwasserversorgung (Grundwasserabsenkung durch den Bergbau) wurde 1993 vom Rat der Gemeinde ein TLF 16, Baujahr 1971, gekauft. Dieses Fahrzeug konnte, aus den Beständen der ehemaligen NVA, kostengünstig erworben werden. Im November 2002 endet seine Dienstzeit, als 2. Einsatzfahrzeug, bei der FFw Sagar. Grund hierfür waren, wieder, technische Mängel.
Im Jahre 1996 wurde unsere Wehr ein neuer SW 2000 Mercedes Unimog übergeben. Dieses Fahrzeug wurde vom Land Sachsen zur Bildung eines Katastrophenzuges im Niedeerschlesischen – Oberlausitzkreis zur Verfügung gestellt und in unserer Wehr stationiert. Mit diesem SW 2000 kann eine Löschwasserversorgung z.B. von der Neiße aus für einen großen Teil des Ortes sichergestellt werden.
Der letzte Wechsel im Fahrzeugpark der FFw Sagar vollzog sich im November 2002. Wie schon erwähnt, mußte deas TLF 16 außer Dienst gestellt werden. Da keine finanziellen Mittel für die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges zur Verfügung standen, mußte eine andere Lösung gefunden werden.
Unsere Wehr wurde ein TLF 16, Baujahr 1988, zur Verfügung gestellt. Dieses Fahrzeug erhielt unsere Wehr von der FFw Rohne.
Erläuterungen der Abkürzungen der Feuerwehrtechnik
SW 2000 Schlauchwagen mit 2000 m Schlauchmaterial und einer TS8
TLF 16 Tanklöschzug mit Pumpenleistung 1600 Ltr / min
LF 8 Löschfahrzeug mit Pumpenleistung 800 Ltr / min
TSA Tragkraftspritzenanhänger
TSA Tragkraftspritze 800 Ltr / min
STA Schlauchtransportanhänger
LF8 auf Phänomen Granit 27
Gerätehaus
Obwohl im Ort noch keine Feuerwehr bestand wurde 1904 die erste Technik, eine Handdruckspritze, von der Gemeinde gekauft. Diese erworbene Technik machte den Bau eines Gerätehauses notwendig. 1905 erfolgte der Bau eines Gerätehauses entsprechend den damaligen Verhältnissen. Die Grundmaße betrugen 4 mal 6 m und sind heute noch am rechten Eingang (Tor 3) zu erkennen.
Zur Verbesserung der Ausbildung erfolgte 1924 der Bau eines Steigerturmes am Südsockel des Gerätehauses. Der Turm hatte eine Höhe von 12 m. In den Nachkriegsjahren diente der Steigerturm zur Trocknung der Schläuche und ab 1954 zur Aufnahme der Sirene.
Im Frühjahr 1959 erfolgte die Erweiterung des Gerätehauses. Es wurden 2 Hallen, eine für ein Fahrzeug und die zweite für den TSA, gebaut. Im Bodenraum wurde ein kleiner Versammlungsraum eingerichtet. Eine weitere Baumaßnahme erfolgte im Herbst 1995. Zur provisorischen Unterbringung des neuen Schlauchwagens SW 2000 musste die Toreinfahrt erweitert werden.
Aufgrund der dezentralen Standplätze unserer Fahrzeuge (SW 2000 – Gerätehaus, TLF 16 – ehemalige Kohleschuppen / Schule, LF8 – Garage / Dutscho TRANS und LF8 Phänomen – Scheune / Blumenladen), sowie der mangelhaften Ausbildungsmöglichkeiten und sanitären Problemen wurde über eine große Baumaßnahme am Gerätehaus beratschlagt. Ein Um- und Ausbau des Gerätehauses kam, aus diversen Gründen, nicht in Frage. Ein neues Gerätehaus mußte gebaut werden. Ende 1996 erfolgte die Grundsteinlegung und im Mai 1997 die Einweihung des neuen Gerätehauses. Das alte Gerätehaus wurde zum neuem Standplatz für Ausbildungs- sowie Historikerfahrzeug.
Im Sommer 1998 begannen dann verschiedenste Baumaßnahmen. Nach unzähligen Arbeitsstunden konnte das LF8 Phänomen, sowie das LF8 ihre neue Unterbringung beziehen. Die Restaurierung der Fassade, des alten Gerätehauses, erfolgte 2002. Als Höhepunkt konnte am 25.10.2002 das neue Wandbild eingeweiht werden. Weitere Baumaßnahmen sind für die Zukunft geplant.
Quelle:
Festschrift zum 90. Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Sagar / Zagor, Festtage vom 23. bis 25. August 1996
Material bereitgestellt durch Wolfgang Rössing, Wehrleiter 2000/01
Dutschke, Fritz (Brandmeister): Übersicht über die Entstehung, Entwicklung und den Stand der FFw Sagar von 1906 – 1966
Überarbeitet von Steffen Preuß, Hans-Joachim und Jan Noack (keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben)