Zur Geschichte der Gaststätten in Sagar
Im 19. Jahrhundert wird von Versammlungen „in der Schänke“ berichtet (s. z.B. Versammlung wegen des Baues einer Schule). Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um die später Hartmannsche Gaststätte im Unterdorf gehandelt hat (s. Sportgeschichte). In der Zeit zwischen 1908 und 1927 wurden Schüler in einem Raum des Büngerschen Gasthauses unterrichtet. Dabei handelt es sich um die Besitzung , die später von der Familie Schneider geführt wurde. Wann dieses Haus genau errichtet wurde konnte noch nicht ermittelt werden. Das Gebäude brannte 1945 ab. Der Saal ist nie wieder aufgebaut worden. Im übrigen Teil schuf sich Familie Schneider neue Wohnräume, eine Fleischverkaufsstelle und einen Gastraum. Gegenwärtig betreibt hier die Familie Zink eine Fleisch- und eine Lebensmittelverkaufsstelle.
Für eine Gemeinde mit über 1000 Einwohnern wirkte sich das Fehlen eines Saales negativ aus. Ein Ausweg wurde gefunden. Aus Krauschwitz transportierte man eine ehemalige Kriegsgefangenenbaracke hierher und baute auf dem Sportplatzgelände einen provisorischen Saal mit Gaststätte auf. In dieser „Eichhörnchenschänke“ herrschte fortan reges Leben. Neben Versammlungen gab es Kulturveranstaltungen u.a. vom Chor und der Laienspielgruppe der Schule, die FDJ hatte eine eigene Kapelle (Leitung Herr Kubo). Sogar eine Tanzgruppe (Leitung Frau Liebig) zeigte ihr Können. Außerdem spielte der Landfilm regelmäßig.
Die Bedingungen waren dabei schon primitiv. Geheizt wurde mit Sägespänöfen, Gartenstühle mussten benutzt werden. Oft saßen Gäste im Schankraum auch einfach auf Bierfässern.
Erster Gastwirt war Otto Robel. Ihn löste am 12.7.1949 Günter Schlammer ab, der bis zum 1.10.1962 wirkte.
In den 50-er Jahren zeigten sich immer mehr Baumängel. Die Errichtung eines neuen Gasthauses wurde dringend. In Gemeinderatssitzungen stritt man sich heftig über den Standort. Verworfen wurden die Standorte oberhalb der Sägewerkes (jetzt etwa Grundstücke Rottnick/Winter) und die Anhöhe rechts der Neudorfer Straße (jetzt neben Anton Noack). Der Standort Sportplatz setzte sich durch.
Am 31.10.1959 wurde mit dem Bau begonnen. Der ehrenamtliche Aufbaustab stand unter Vorsitz von Willi Wagner. Weitere Mitglieder waren Fritz Dutschke, Alfred Huschto und Arnold Polpitz. Die örtlichen Bauern spendeten das Bauholz: 99,75 fm Kiefer und 22 fm Eiche. Förster Kreisel suchte das Holz aus, die Feuerwehr fällte die Bäume. Alfred Huschto besorgte das Auslängen der Stämme und den Transport zum Sagarer Sägewerk. Für den Baugrund benutzte man Abbruchmaterial der Kirchruine Muskau (vor der Schule). Bis zum Frühjahr 1960 wurden die Außenmauern hochgeführt und dann erst die Baracke abgerissen. Der Ausschank wurde notdürftig in einem Nebenraum weiter geführt. Richtfest konnte am 23.7.1960 gefeiert werden. Fast alle Arbeiten leisteten die Einwohner im NAW (nationales Aufbauwerk), d.h. ohne Bezahlung. Als unermütlicher Initiator erwies sich besonders der Bürgermeister Fritz Dutschke, der aber auch selbst mit Hand anlegte.
Nun gingen die Innenarbeiten los. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen der Elektriker, die unter Leitung von Gottfried Hoffmann jeden Sonnabend und Sonntag arbeiteten und insgesamt etwa 4000 m Draht verlegten. Außerdem bauten sie eine Pumpanlage für Brauchwasser. Die Tischler und Maler von Sagar wollten nicht nachstehen und übernahmen ihren Anteil, natürlich ebenfalls ohne Bezahlung.
Als am 2.11.1962 die Einweihungsfeier stattfand, zog man Bilanz. Es wurden 10 Bürger mit der Aufbaunadel in Gold ausgezeichnet, 21 erhielten Silber und 22 Bronze. Insgesamt standen 19611 NAW-Stunden zu Buche, was einer Wertschaffung von 97479 Mark entsprach (damalige Preise). Der Rat des Kreises hatte noch 78000 Mark beigesteuert, so dass dieser Bau einen Wert von 175479 Mark darstellte.
Am 3.11.1962 folgte Teil 2 der Einweihungsfeier für weitere geladene Gäste. Allgemeine Eröffnung war am Sonntag, dem 4.11.1962.
Die Gastwirtsleute waren, wobei es Leerstandszeiten gab:
Frau Förster und Herr Fünfstück
Wolfgang Braune und Kollege
Wilhelm Bieder
Horst Polotschek
Irma Kubisch
Peter Reif
Gerald Zerling
Bernd Wagner bis 31.12.1991
Bis … Annerose Mickan
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