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Verkehrswege in der Neißeregion des ehemaligen Kreises Weißwasser 

Geschichte und Gegenwart 

Schaut man auf die Karte unseres Gebietes, so fällt auf, dass die Richtung der großen Straßen etwa parallel zur Neiße verläuft. 
Ihre Hauptbedeutung hatten sie im Fernhandel. Eigenständige Waren Bestanden aus Holz ,Pech, landwirtschaftlichen Produkten, Töpferwaren einschließlich Ton und dem Alaun aus Muskau. Zeitweise wurde auch Raseneisenstein, u.a. aus Tränke, zur Keulahütte transportiert. Pferde- bzw. Ochsenfuhrwerke besorgten dies. Überfälle durch Raubritter waren im Mittelalter häufig. Besonders arg trieben es die Herren des Raubschlosses bei Zibelle. In Betsaule, beteten die Kaufleute noch einmal an einer Säule, bevor sie in das gefährdete Gebiet reisten. Reste der Säule waren noch in den 30-ger Jahren dieses Jahrhunderts zu sehen. Namen von kleinen Orten bei Priebus Drückten die Unsicherheit jener Zeit aus: Traunicht, Sichdichfür, Paßauf und Wärstdubesser. 

Radtouren entlang der Neiße

Von einiger Bedeutung war im Mittelalter die Rothenburger Straße.

Heutzutage ist die Rothenburger Straße halbwegs noch bis zum Sagarer Ortsteil Klein Berlin befahrbar, wobei unterwegs die Verbindungsstraße Sagar – Weißkeissel gekreuzt wird. In Richtung Neudorf gerät man bald an die Grenze des Übungsplatzes der Bundeswehr. Von dem Ort ist schon zu NVA – Zeiten nichts mehr geblieben. 

Weiter in Richtung Tränke und durch das ehemalige Dorf hindurch dient die Rothenburger als Panzerstraße mit dem entsprechenden Zustand. Tränke besteht seit den 60-er Jahren nur noch aus Ruinen, die mehr und mehr verfallen. Es macht schon Mühe, Standorte von Häusern zu erkennen. 

Noch zur Zeit ihrer Nutzung hatte die Rothenburger Straße einen Konkurrenten. Das war die Neißestraße von Muskau über Priebus und Weiter nach Görlitz. Sie führte ursprünglich von Muskau am späteren Bahnhof Lugknitz vorbei, Babina, nach Hermsdorf. Über Schrothammer wurde bei Wendisch Musta die Neiße wieder erreicht. Für die Dörfer Pechern, Werdeck, Podrosche und Klein-Priebus war diese Straße die Hauptverbindung zur „Außenwelt“ (bis1945), zumal auch eine Bahnlinie von Lichtenberg (gegenüber Pechern) über Priebus (Anschluß nach Sagan) zur Kreisstadt Rothenburg führte. Erst in Steinbach bzw. Lodenau erreichte die Neißestraße wieder das linke Ufer.

Zur Hauptverkehrsader wurde für die gesamte Region dann aber die Von 1933 – 36 ausgebaute heutige B115. Zunehmende Verkehrsdichte, u.a. auch durch militärische Nutzung, machten 1950, 1960, 1970 und 1985 Oberflächenerneuerungen notwendig, die als Tränkdecken ausgeführt nicht sehr dauerhaft waren. Der neue Mischgutbelag von 1990/91 verspricht eine längere Haltbarkeit. 

Wie schon erwähnt, waren die meisten Neißegemeinden durch die neue Grenzziehung von ihrem ehemaligen Hinterland abgeschnitten. Von Krauschwitz aus konnte man Sagar und Skerbersdorf zwar über eine Kiesstraße erreichen, weiter ging es aber nur auf Waldwegen.

Neudorf (1914)
Tränke vor der Zerstörung
Alte Bilder von Tränke, Jahr unbekannt

Zwingend notwendig wurde also der Bau einer neuen Straße. Sie wurde im Zeitraum von 1951 – 54 fertiggestellt und verbindet als S127 von Krauschwitz aus alle Neißedörfer, teilweise mit kurzen Zubringern, um dann bei Steinbach auf die schon bestehende Straße zu stoßen. Besonders der Busverkehr in die Industrieorte des nördlichen Kreisgebietes entwickelte sich nun, selbst eine Fernlinie Cottbus – Görlitz wurde eingerichtet, landwirtschaftliche Transporte kamen hinzu, und nicht zuletzt war und ist die Armee ein Hauptnutzer. Der gegenwärtige Ausbau mit Mischgutbelag beseitigte ein Grundübel der S 127, die schlechte Oberflächenbeschaffenheit. Bei militärischen Großmanövern diente diese Straße oft als Umleitungsstrecke für die B115. Zumeist örtliche Bedeutung, teilweise auch militärische, hat die Verbindungsstraße Sagar – Weißkeissel, die 1970/71 gebaut wurde.

Nicht verwirklicht wurde der vor dem Krieg geplante und teilweise begonnene Bau (z.B. bei Werdeck) einer Verbindungsautobahn zwischen der Bautzen – Breslauer und der Cottbus – Breslauer Hauptstrecke. Sie sollte von ersterer südwestlich Kodersdorf abzweigen, in nördlicher Richtung zwischen Spree und Hähnichen hindurchführen, Tränkes Südausgang streifen und zwischen Werdeck und Podrosche die Neiße überqueren. Nördlich des ehemaligen Gräfenhain sollte sie dann auf die andere Autobahn stoßen. 

Ein wichtiger Verkehrsträger unseres Gebietes war die Muskauer Waldeisenbahn. Teilstrecken von Weißwasser nach Bad Muskau und nach Kromlau wurden wieder aktiviert und befördern Besucher in beide Parkanlagen.

Foto: Christoph Wachendorf

Nun ein Verkehrsweg, an den man nicht sofort denkt, die Neiße selbst. Für unsere Altvorderen war sie wohl ein wichtiger Verbindungsweg für Personen und Waren, zumal die Orte meist am Fluss lagen. Selbst für mittlere Flussschiffe war die Neiße nicht geeignet. Ein kurzes kanalisiertes Stück von der Oder nach Guben wurde nicht nach Süden weitergebaut und bald wieder aufgegeben. So beschränkte sich die Nutzung des Flusses, von kleinen landwirtschaftlichen Transporten abgesehen, bis zum 2. Weltkrieg auf einen regen Paddelbootsverkehr. Beliebt waren als Ziele die Kutschigmühle an der Mündung des Schrotes, wo das Naturschutzgebiet der Wussina zu Ausflügen lockte, aber auch die Hammerschenke in Pechern (rechtes Neißeufer).
Seit einigen Jahren veranstalten Sagarer Bürger wieder Flußfahrten für Interessenten. Wer Lust hat, kann mit den Schlauchbooten des Herrn Marko in der Winkelstrasse fahren.

Anlegestelle Kutschigmühle, Neiße

An Neißebrücken existierten bis 1945 in der Region ab Muskau:

1.Die Lugknitzer Brücke:
Sie verband den Ort mit dem Ortsteil auf dem linken Ufer, jetzt zu Krauschwitz gehörig. Zerstört.
2.Die Sagarer Brücke:
Über die Holzkonstruktion gelangte man in die Wussina, zu einigen Sagarer Feldern und den drei Sagarer Häusern in Lugknitzer Richtung. Zerstört.
3.Die massive Brücke in Pechern:
Straßenbrücke und gleichzeitig als Wehr ausgebaut. Teilweise zerstört.
4.Die Werdecker Brücke:
Verbindung nach Pattag und Priebus. Zerstört.
5.Die massive Brücke Podrosche – Priebus:
War teilweise zerstört. Wurde als Grenzübergang wieder aufgebaut.
6.Die massive Brücke Klein–Priebus – Buchwalde:
Teilweise zerstört.