Raubritter in der Muskauer Heide

Im 15. Jahrhundert lebten Kaufleute, die durch unsere Gegend kamen, gefährlich. Hier, am Neißeübergang, kreuzten sich die „Niedere Handels-Straße“ (Leipzig, Spremberg, Muskau, Sorau, Breslau) mit der Nord-Süd-Straße (Frankfurt / Oder, Guben, Görlitz). Der niedere Adel, dessen Güter wohl nicht genügend abwarfen, legte sich allein oder im Bunde mit Strauchdieben auf die Lauer, um sich gewaltsam zu bereichern. Der rege Verkehr mit schwerfälligen Handelswagen auf schlechten Straßen und in ausgedehnten Waldgebieten bot Aussicht auf leichte Beute. Die schlimmsten Raubritter in unserer Gegend waren die Herren von Briesen auf Zibelle (jetzt Niwica), aber auch die Penzigs auf Muskau, die Standesherren, beteiligten sich an den Raubzügen, allerdings mehr im Hintergrund agierend. Hans von Penzig verbündete sich 1426 mit räuberischen Adeligen und erlaubte ihnen, Laubaner Kaufleute in der Muskauer Heide zu überfallen. Hans der Dritte von Penzig (bis 1436) machte gemeinsame Sache mit dem Straßenräuber Fritsche Gradis. Dieser überfiel z.B. zu Fastnacht 1430 zwei Heringsfuhrleute und nahm ihnen Ladung und Pferde. Seine Söhne Nickel und Christoph (bis 1441) setzen das Treiben des Vaters fort. Die schrecklichsten Überfälle verübten die von Briesens, so dass die Städte Gegenmaßnahmen ergriffen. Hans von Briesen wurde geächtet und 1416 in Görlitz hingerichtet. Sein Bruder Heinze wurde ebenfalls geächtet. Nickel von Briesen überfiel 1420 einen Muskauer Tuchhändler, wobei Hans von Penzig offenbar beteiligt war. Nickel unterhielt mit seinem Bruder Christoph ein Räuberbande, die bis 1431 zwischen Muskau und Penzig bei Görlitz, dem Ursprungssitz derer von Penzig, mehrere Kaufleute überfiel. Nickel wird zeitig gefasst und 1425 in Sagan hingerichtet. Eingebunden in die Raubzüge unserer Gegend war auch der Pfarrer von Gablenz, der den Räubern Kost und Logis gewährte und als Hehler wirkte. Die letzten belegbaren Überfälle, die von einem anderen Hans von Briesen angestiftet wurden, erfolgten 1453.

Überliefert sind auf der Raubritterzeit eine Reihe von Flur- und Ortsnamen, die auf die Ereignisse hinweisen. So existierte noch in den 1930-er Jahren am Ortseingang von Tschöpeln (Czaple) hinter dem Eisenbahnübergang eine „Betsaule“, d.h. eine Säule, an der Kaufleute beteten, bevor sie weiterfuhren. Bei Priebus (Przewoz) gab es einige kleine Dörfchen mit den bezeichnenden Namen Wärstebesser, Traumernicht und Sichdichfür.

Nachfahren derer von Briesen hielten sich in den 1930-er Jahren oft auf dem Rittergut des deutschen Nobelpreisträgers Nernst in Zibelle auf. Ein von Briesen lebt heute in New Jersey (USA), hat Verbindung mit dem Autor aufgenommen und war nach der Wende auf schon mal in Zibelle. Von der Raubritterburg existieren nur noch überwucherte Fundamente.

Links:

www.saechsische.de / Von Katrin Schröder >>Raubritter ziehen am Neißeufer entlang<<, Hans-Joachim Noack aus Sagar erzählt gern aus der Geschichte des Ortes. In der wimmelt es von finsteren Gestalten.